21.05.2010

Du bist in einem Gefängnis ohne Gitterstäbe. Ich mache mir Sorgen um dich.

Schließlich sagte sie den Satz, der mir die ganze Nacht nicht aus dem Kopf ging: "Du brauchst nicht auf mich aufzupassen, Clay!" Aber genau das habe ich versucht, Hannah. Ich wollte es so sehr. Ich hätte dir helfen können. Doch als ich dir meine Hilfe anbot, hast du sie abgelehnt. Und jetzt meine ich fast Hannahs Stimme zu hören, die meinen nächsten Gedanken ausspricht: "Warum hast du es nicht hartnäckiger versucht?"

Ich hatte Schuldgefühle - das schien ein dauerhafter Gefühlszustand hier zu sein. Schuld und Angst und ein gebrochenes Herz. Warum war ich hergekommen?



Er konnte nicht ahnen, wie zerrissen und verletzt ich die meiste Zeit war – niemand außer vielleicht Tegan konnte das verstehen. Jeder Tag, an dem ich nicht vor Trauer wie gelähmt war, war ein guter Tag. Ich hielt nur durch, wenn ich mich der Tragik verweigerte und den Schmerz ignorierte. Würde ich mich meinen Empfindungen stellen, würden mich der Kummer, die Schuld und die Reue vernichten. Und wenn ich zu lange darüber nachdachte und mir Einblick in mein Seelenleben gestattete, würde ich versteinern. Wenn ich auch nur einen Splitter meiner wahren Gefühle zuließe, könnte ich vermutlich nicht weiterleben. Sie würden mich verzehren. Deshalb verbanne ich alle Emotionen an einen anderen Ort, in eine andere Zeit, um mich irgendwann einmal damit zu befassen. Sie waren wie eine Hypothek, die ich später begleichen wollte. Die Zinsen häuften sich an, aber ich hatte im Augenblick nicht die Mittel, diese Schuld zu bezahlen. Nate rieb durch seine bloße Anwesenheit Salz in die noch viel zu frischen Wunden, mahnte mich drohend an. Wenn ich darüber reden müsste, würde ich zusammenbrechen.



Manchmal leben die Geheimnisse in den Menschen, manchmal leben die Menschen in ihren Geheimnissen. Die Arme eng um ihre Geheimnisse geschlungen, verbiegen sich die Menschen ihre Zungen an der Wahrheit. Aber die Zeit vergeht, und irgendwann gewinnt die Wahrheit doch die Oberhand. Sie dreht und windet sich, sie wächst solange an, bis die geschwollene Zunge sie nicht mehr einwickeln kann und endlich die Worte ausspucken muss. Dann fliegt auch die Wahrheit durch die Luft und landet krachend in der Welt. Wahrheit und Zeit arbeiten immer zusammen.

'Ich bin leer. Oder nein -ich bin prallvoll mit Schmerz. Mein Leben ist leer.'



Das war keine schlimme Erfahrung. Das war zwar Scheiße, aber es war kein schlimmes Gefühl.Eher ein egales Gefühl. Ich weiß ja, dass es ohne Drogen schlimmer wäre.Anders.Lebendiger. So mit Gefühl. Das brauche ich echt nicht. Gefühle sind überflüssig. Wer braucht das schon.

'' Ich bin nicht gekränkt '', protestierte ich schnell. '' Wirklich nicht ? '' , fragt Meave ruhig. '' Ich habe gelernt, dass Menschen nicht immer sagen, was sie empfinden, und dass andere deshalb eine Menge Vermutungen anstellen, ohne die Wahrheit zu kennen. Manche Menschen sind so gut darin, ihre Gefühle zu verbergen und so zu tun, als wäre alles in Ordnung, dass sie sich schon beinahe selbst davon überzeugen .. ''



Ich habe dich verehrt. Nicht weil du mein Leben gerettet hast, sondern weil ich glaubte, du bist nicht wie alle, du denkst nicht ihre Gedanken, du hast Mut. Ich hab mich verlassen auf dich.

Ich bin so bescheuert. Es war der falsche Zeitpunkt. Aber es musste raus. Manchmal muss man etwas einfach aussprechen, auch wenn es bescheuert klingt. Manches kann man nicht auf später verschieben. Weil es womöglich kein Später gibt.

Ich habe so getan, als würde ich ihn nicht sehen. Nicht weil ich etwas gegen ihn hatte, sondern weil ich einem Zusammenbruch nahe war. Einem Zusammenbruch, der sich durch eine große Leere in meiner Brust ankündigte. Als würde jeder Nerv in meinem Körper verkümmern, sich von den Fingern und Zehen langsam zurückziehen und schließlich verschwinden.

Ich saß regungslos da und dachte nach. Und je länger ich nachdachte und die Ereignisse meines Lebens miteinander in Verbindung brachte, desto mehr drohte mein Herz zu zerspringen.

Heute habe ich etwas über das Glück gelernt. Man kann es fest halten. Mit Musik kann man es tatsächlich fest halten, und wenn die Melodie spielt - diese eine besondere Melodie- , dann kehrt es wieder zu einem zurück, als sei es nie fort gewesen.

Es war dieser unverhüllte Blick der Trauer, den man selten sieht, der Blick eines Menschen, der sich alleine glaubt.

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